Wissenswertes zur Chartreux

 

icare de guerveur ChartreuxBereits im 8. Jahrhundert n. Chr. ist die Existenz von Katzen mit dichtem, grauem Fell nachgewiesen. Kleidungsstücke aus grauem Katzenfell im Wikingermuseum Paris zeugen vom Schicksal dieser Katzen.

Entlang der traditionellen Handelsrouten zwischen dem Nahen Osten und West- bzw. Nordeuropa zeugen synonym gebrauchte Begriffe wie Syrerkatze, Zypernkatze, Malta- bzw. Malteserkatze etc. für die Strecke, die die Vorfahren unserer heutigen grau-blauen Rassekatzen an Bord zurücklegten.

Hauptsächlich als "Nutztier" für Kürschner gehalten, als Ratten- und Mäusevertilger an Bord von Kreuzfahrer- und Handelsschiffen oder einfach als lebendes "Souvenir" verbreiteten sich die "Grau-Blauen" von Ost nach West bzw. Nord, sowie auch in umgekehrter Reiserichtung.

Noch in jüngster Vergangenheit konnten im östlichen Mittelmeergebiet, den Kykladen, Aufnahmen von wunderschönen wilden Katzen mit graublauem doppeltem Fell und goldgelben Augen von dem bekannten Naturfotographen Hans Sylvester gemacht werden (vgl. "Alle Katzen" 1993; "Cats of the Greek Islands" 1997).

Eventuell Nachfahren der auf die Zeit um 1600 entstandenen Abbildung einer Syrerkatze. Diese Abbildung beschreibt eine in Körperform und Augenfarbe unserer heutigen Chartreux sehr ähnelnde Katze. Auch die Fellstruktur der Chartreux unterstützt die Annahme, dass ihre Vorfahren aus dem Felsgebirge zwischen Türkei und Iran stammen könnten.

Im Jahre 1723 wurde die "Chat des Chartreux" namentlich in einem Wörterbuch für Pelztierhändler erwähnt. Beliebt bei Kürschnern für ihr Doppelfell aus langen und kurzen Haaren (welches als Seeotterfell verkauft wurde) und beliebt bei Metzgern aufgrund ihrer ausgeprägten Muskelmasse, teilte sie sich ihr Schicksal mit manch anderer Katzenrasse damaliger Zeit.

Der Begriff Chartreux (die deutsche Übersetzung: Kartäuser) lässt die Verbindung zu den Kartäusermönchen vermuten. Sicher lebten seit jeher viele Katzen um Klöster, die auch von Mönchen gefüttert wurden. Hinweise auf die Zucht von grauen Katzen in einem Kartäuserkloster wurden bislang aber nicht gefunden. Der Name kann sich jedoch auch von der sog. "Pile de Chartreux" herleiten, einer dicht gewebten hellgrauen, aus Spanien importierten Wolle, aus der unter anderem auch der Stoff für Mönchskutten entstanden ist (vgl. Sacase 1995).

 

Während graue Katzen schon viel früher von Kürschnern gezüchtet wurden, begann die gezielte Zucht erst in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. An der Westküste Frankreichs, u. a. auf der Belle-Ile-en-mer, wurden frei lebende Kolonien graublauer Katzen entdeckt, die die Grundlage der Chartreux-Zucht bildeten. Eine der schönsten Chartreux stammt aus der damaligen Zeit:
Die elegante "Mignonne de Guerveur", die zur schönsten Katze der Ausstellung des Pariser Cat-Club im Jahr 1933 gekürt wurde.

Nach dem 2. Weltkrieg waren die Grundlagen der Zuchtbemühungen um die Chartreux (und auch vieler anderer Rassen) weitgehend zerstört. Nur noch wenige Zuchttiere waren übrig. So blieb vielen Züchtern nichts anderes übrig, als auch auf die damaligen British Blue (die wiederum Perser eingekreuzt hatten) und auch vereinzelt auf die Russisch Blau (deren nordeuropäische und amerikanische Linien z. T. bereits mit Siamesen gekreuzt worden waren) zurückzugreifen. Verfolgt man weit genug die Stammbäume unserer heutigen Chartreux zurück, findet man u. a. die Kürzel RUS, BRI, PER. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass diese eingekreuzten Rassen sich damals z. T. wesentlich von ihrem heutigen Erscheinungsbild unterschieden.

Als sich zunehmend Hybriden zwischen Chartreux und British Blue durchsetzten, wurde in den Jahren 1970 bis 1977 sogar ein gemeinsamer FIFE-Standard für diese beiden Rassen festgesetzt, der nach Protesten französischer Chartreux-Züchter jedoch wieder aufgehoben wurde.
Leider werden bis heute aber von manchen Nicht-FIFE-Züchtern dem unkundigen Katzenliebhaber British Blue als Kartäuser angeboten!

Inzwischen wird die Chartreux von einer wachsenden Zahl von Züchtern (auch in Deutschland) als die einzig echte Kartäuser in ihrem Bestand gesichert. Die Chartreux als eine der ältesten Katzenrassen der Welt hat bis heute die Jahrhunderte überlebt: mittelalterliche Kreuzzüge, die beiden Weltkriege, und manch Machtspiel in den Zuchtverbänden ...! Ihre ursprüngliche Natürlichkeit und Eigenständigkeit sicherte der Chartreux bis heute das Überleben.

A. N.

QUELLENVERZEICHNIS
Sacase, Christiane (1995). Le Chartreux
Silvester, Hans W. (1993). Alle Katzen
Silvester, Hans W. (1997). Cats of the greek islands
Simonnet, Jean (1989). Le Chat des Chartreux
Foto von oben aus: Simonnet, Jean (1989). Le Chat des Chartreux, Seite 3